Gesetzt den Fall , du wärst mit dir selbst verheiratet – wie glücklich wärst du wohl?
Vor ungefähr 12 Jahren stolperte ich über den Buchtitel „liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“ von Eva Maria Zurhorst.
Dieser Titel kam zu einem Zeitpunkt in mein Leben, wo ich selber kurz davor stand, das zweite Mal zu heiraten. Meine erste Ehe war geschieden worden, weil ich es damals noch nicht verstanden hatte, wie hilfreich eine Paartherapie sein kann. Die Unfähigkeit, zu kommunizieren, was mich emotional bewegte, war die größte Stolperfalle damals.
Die Vergangenheit aufarbeiten
In meinem Elternhaus hatte ich gelernt, dass man mich und meine Bedürfnisse sowieso nicht ernst nimmt. Nicht, weil meine Mutter und Großmutter es nicht gewollt hätten, sondern weil diese dafür einfach kein Bewusstsein hatten. Meine Großmutter hatte den ersten und zweiten Weltkrieg durchstanden. Da gab es keinen Raum für Bedürfnisse, das war Luxus. Hier ging es einfach um das nackte Überleben.
In ihrer Ehe mit meinem Opa war auch kein Raum dafür. Er war fast die ganze Zeit ihrer Ehe an der Front. Er kämpfte für das Vaterland und sie kümmerte sich um ihre zwei kleinen Kinder. Kommunikation fand überwiegend über Briefe statt. Über was die beiden sich austauschten, weiß ich leider nicht – ich habe mich zu spät dafür interessiert.
Und ich konnte es auch nicht mehr miterleben, da mein Opa kurz vor Kriegsende fiel. Meine Mutter konnte sich an ihren Eltern und deren Ehe nicht orientieren und wurde auch im Laufe der Zeit Partnerersatz für meine Grossmutter. Systemisch betrachtet war meine Mutter quasi mit ihrer Mutter verheiratet.
Wie glücklich war wohl diese „Ehe“? Wie glücklich waren wohl beide Frauen?
Wie glücklich bist du in deiner Ehe/Beziehung oder in deinem Leben?
Als meine Mutter meinen Vater heiratete, war das sicherlich auch Mittel zum Zweck. Nämlich von ihrer Mutter loszukommen und ein eigenes Leben zu führen. Diese Vorgehensweise war gnadenlos zum Scheitern verurteilt. Mein Vater konnte ihr die Freiheit, nach der sie sich sehnte, nicht geben. Und die Freiheit, die er ihr gab, indem er durch Abwesenheit glänzte, nahm meine Mutter zum Anlass, ihn zum Bösewicht zu erklären. Er ließ sie sozusagen mit einem kleinen Kind sitzen.
Was ist passiert?
Doch genau betrachtet, was ist eigentlich passiert? Meine Mutter nahm sich einen Ehemann, der genauso abwesend war, wie ihr eigener Vater, der ja die meiste Zeit im Krieg war. Zudem nahm sie sich einen Ehemann, der bedingt durch seine Abwesenheit, keine Konkurrenz zu meiner Großmutter, mit der ja meine Mutter wie verheiratet war, bildete.
In dieser ganzen Verstrickung war sicherlich keiner der Beteiligten in der Lage, zu fühlen, wer bin ich und was will ich.
Und gerade das ist eine ganz wichtige Voraussetzung, um in einer Beziehung mit einem Gegenüber oder auch mit deinem Leben glücklich zu sein. Wie willst du dir gerecht werden, wenn du kein Gespür dafür hast, was dich wirklich erfüllt?
Du kannst dir nun vielleicht vorstellen, warum auch meine erste Ehe scheiterte? Ich hatte nie gelernt, was ich wirklich will und noch weniger hatte ich gelernt, das ich es vertreten und beim Gegenüber kommunizieren darf. Ich erwartete von meinem ersten Ehemann, dass er fühlt, was ich brauche und was mich glücklich macht. Und dass er mir das selbstverständlich gibt!
Selbstredend, dass auch mein erster Mann viel durch Abwesenheit glänzte und ich viele Stunden mit warten und weinen verbracht habe… Ich hatte unbewusst dasselbe Beziehungsmodell gewählt wie meine Großmutter oder meine Mutter. Ich war das Opfer, die bemitleidenswerte starke Frau, die alles alleine hinbekommt, aber innerlich total einsam und traurig war. Und ich machte meinen Mann zum Täter, auf den ich böse sein konnte.
Wenn du so unterwegs bist, wirst du dein Glück nicht finden. Du wirst auch innerhalb deiner Beziehung nicht erfüllt sein und dein Leben wird sich in gewisser Weise hohl anfühlen.
Mach eine Bestandsaufnahme!
Ich möchte dich einladen, heute einmal Bestandsaufnahme zu machen.
Auf einer Skala von 0 – 10, wie glücklich bist du?
Antworte spontan, aus dem Bauch heraus. Und betrachte es als Momentaufnahme. Wir fühlen uns nicht immer gleich glücklich, das kann von Tag zu Tag schwanken.
Du kannst dir diese Frage auch im Zusammenhang mit einzelnen Bereichen deines Lebens stellen. Also zum Beispiel, wie glücklich bin ich in meiner Beziehung? Wie glücklich bin ich im Job? Im Zusammensein mit Freunden?
Wenn es dir schwerfällt, eine Zahl zu benennen, dann nimm 11 kleine Zettel, die du von 0-10 einzeln durchnummerierst, zusammenfaltest und dann kannst du dich einfach, wie beim Losziehen, für einen Zettel entscheiden und erfährst so den momentanen Grad deiner Glückseligkeit.
Hol dir auch kostenlos die Checkliste, „was ich für mein Glück tun kann“. Und wenn du nun spürst, dass du grundsätzlich ausmisten willst, sei es in deiner Beziehung oder in einzelnen Bereichen deines Lebens, dann melde dich bei mir.
Gemeinsam können wir besprechen, was die nächsten sinnvollen Schritte für dich sind und wie ich dich dabei tatkräftig unterstützen kann, das du mehr Glück in dein Leben einlädst.
Michaela Mantwill